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Notre-Dame in Flammen - Frankreich betrauert eines seiner größten Kulturgüter

So sah die Kathedrale noch vor zwei Jahren aus. Heute fehlt der mittig gelegene Spitzturm, außerdem prangt ein großes Loch inmitten des Gewölbes.

So sah die Kathedrale noch vor zwei Jahren aus. Heute fehlt der mittig gelegene Spitzturm, außerdem prangt ein großes Loch inmitten des Gewölbes.

Sie stammt aus der französischen Gothik, wurde 1163 angefangen zu bauen und erst 1345 beendet. Eine der größten literarischen Geschichten, "Der Glöckner von Notre-Dame" von Victor Hugo (1831), wurde von ihr inspiriert. Sie war Anhaltspunkt für viele Touristen und Gläubige aus aller Welt. Doch seit Anfang der Woche bleibt von der Kathedrale im Herzen von Paris nur noch die Hälfte.

Der Großbrand entfachte am Montag den 15.4.19 gegen 18.50 Uhr im Dachstuhl der Notre-Dame. Der Brand wurde erst beim zweiten Alarm erkannt, dennoch war die Feuerwehr schnell vor Ort und versuchte den größtmöglichen Teil zu retten. Unter anderem kamen bei den Löscharbeiten Hubrettungslöschfahrzeuge aus Karlsruhe zum Einsatz. Die Fahrzeuge des Typs B32 ermöglichten eine Reichweite von bis zu 70m bei 3000 L Wasser pro Minute. Während Donald Trump einen Angriff mithilfe von Löschflugzeugen vorschlug, sagen Experten heute, dass diese großen Mengen an Wasser nur noch mehr Schaden verursacht hätten.

"Mit Wasserwerfern auf Hubrettungslöschfahrzeugen [...] ist eine viel gezieltere Branbekämpfung als mit Löschflugzeugen möglich", ergänzt zudem Sven Lindenfelser, Produktmanager bei Rosenbauer.

Zu Beginn des knapp 15-stündigen Einsatzes (zzgl. der anschließenden Brandwache am Dienstag) gingen manche Feuerwehrleute auch im Innern der Kathedrale vor. Dort retteten sie unter anderem Kunstschätze wie die Dornenkrone Christi oder Krönungsgewänder. Erstere soll vom Feuerwehrmann und Pastor Jean-Marc Fournier aus den Flammen geholt worden sein. Fournier war bereits 2015 bei dem Anschlag auf den Bataclan in Erscheinung getreten, als er die Verwundeten betreute.

Spätestens um 20 Uhr, als der 96 Meter hohe Spitzturm auf dem Dach eingestürzt war, musste allerdings ein Roboter ran. Der Löschroboter des Typs Colossus der französischen Firma Shark Robotics schaffte es nicht nur, die Löscharbeiten mithilfe eines ferngesteuerten Wasserwerfers im Innenraum voranzutreiben, sondern außerdem erste Videoaufnahmen bereit zu stellen. Trotzdem wurde ein Feuerwehrmann ernsthaft verletzt, indem er von geschmolzenem, heruntertropfenden Blei getroffen wurde.

Die Ermittler sind sich derweil relativ sicher, dass es sich bei der Brandursache um einen Unfall und nicht etwa Brandstiftung oder - noch schlimmer - einen Anschlag handele. Das Feuer sei womöglich bei den laufenden Bauarbeiten im Dachstuhl ausgelöst worden.

Nach mehreren Stunden der Angst und Bange dann die Entwarnung der Feuerwehr: Die Grundstruktur sei gerettet. Dazu zählen auch die zwei nördlichen Glockentürme, um die die Einsatzkräfte am meisten kämpften. Größere Sorgen bereite das Gewölbe, so der französische Innenstaatssekretär Laurent Nunez. "Im Ganzen [halte] die Stuktur stand", verkündete aber auch er. Der französische Präsident Emmanuel Macron ging bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag in einer Rede an das Volk optimistisch an die Sache ran: "Wir werden handeln. Und wir werden Erfolg haben." Er sehe eine Chance darin, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen. Experten wie etwa der Regierungsbeauftragte für kulturelles Erbe, Stephane Bern, sehen das kritischer: Seiner Meinung nach dauere der Wiederaufbau eher zehn bis zwanzig Jahre.

Auch bestehen Fragen in Bezug auf die Art und Weise, wie die Kathedrale gebaut werden soll. Nicht nur sei Fachräftemangel ein Thema, auch sei laut Kunsthistoriker Stephan Albrecht die Bauart des 14. Jahrhunderts nicht mehr nachahmbar. Es gebe nur noch wenige Baupläne, viele seien vollends verschwunden. Aus diesem Grund wird jetzt diskutiert, ob der bisherige Holzdachstuhl nicht mit einer Metallversion ersetzt werden solle. Dies hätte die im ersten Weltkrieg zerstörte Kathedrale in Reims zum Vorbild, welche heute ein Stahldach habe. Desweiteren wurde heute infolge einer Konferenz verkündet, dass es bald einen internationalen Architekturwettbewerb für den Bau des Spitzturms geben solle. Dieser solle heutigen Techniken und Herausforderungen entsprechen, so der französische Premierminister Edouard Phillipe.

Köln, Freiburg und Wien stellten bereits Arbeitskräfte für den WIederaufbau zur Verfügung. Der Zentral-Dombauverein (ZDV) Köln hat außerdem eine Spendenaktion gestartet. Insgesamt wurden bereits mehr als 800 Mio. Euro (Stand: 17.4.19) gesammelt, größtenteils haben französische Luxuskonzerne dazu beigetragen. Beispielsweise spendete auch die französische Milliardärsfamilie Pinault 100 Mio. Euro.

An den Spenden gibt es allerdings auch Kritik. So merkte Natascha Ochsenknecht an, dass Kulturgüter zwar zu schützen seien, es Menschen, die hungern und leiden müssten, aber nötiger hätten. Sie finde es traurig, dass sich so viele Menschen für die Kathedrale einsetzen, so wenige jedoch für Menschen in Not. Dies sorgte einerseits für Zustimmung: "Genau dasselbe habe ich sofort gesagt. Macht mich traurig" (Moderatorin Angela Finger-Erben). Andererseits auch für Abneigung: "Mir fehlen einfach die Worte. Ab sofort werde ich Ihnen nicht mehr folgen. Hoffe, es schließen sich viel an" (anonymous).

Fest steht, dass die Kathedrale wohl für fünf bis sechs Jahre geschlossen bleibt. Für die 67 Mitarbeiter müsse demnächst eine neue Beschäftigung gefunden werden.

Bild: eigenes Archiv

Focus Online: https://www.focus.de/panorama/welt/brand-in-notre-dame-kathedrale-entging-nur-knapp-der-katastrophe_id_10602829.html

Luzerner Zeitung: https://www.luzernerzeitung.ch/international/inferno-in-der-notre-dame-internationale-geberkonferenz-geplant-frankreichs-profifussball-beteiligt-sich-an-wiederaufbau-ld.1111424

Die Presse: https://diepresse.com/home/ausland/welt/5614047/NotreDame_Handwerksverband-warnt-vor-Fachkraeftemangel-fuer

Welt: https://www.welt.de/wirtschaft/article192046019/Notre-Dame-Deutsche-Technik-half-bei-der-Brandbekaempfung.html

Web.de: https://web.de/magazine/panorama/kaplan-schaetze-brand-notre-dame-rettete-half-bataclan-opfern-33662484

Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-paris-notre-dame-101.html

Merkur: https://www.merkur.de/welt/notre-dame-paris-experten-haben-nach-feuer-enttaeuschende-nachricht-zr-12195573.html

T-Online: https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_85598800/natascha-ochsenknecht-kritik-an-hohen-spenden-fuer-notre-dame-wiederaufbau.html

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